19.12.2012

gedichtung // SYSTEMTHEORIE

© Nikola Helmreich






















SYSTEMTHEORIE
Sie schreibt:
"Schwierige Sache“
und meint
"Du fehlst mir.“ 

Er schreibt: 
"Mehr als anrufen kann ich nicht“ 
und meint 
"Mehr als anrufen kann ich nicht." 

Schwierige Sache.
 

04.12.2012

hirnakrobatismus // DIE BEIDEN

© Nikola Helmreich
























DIE BEIDEN
Sein Blick gehört der Straße. Er droht ihr. Bricht durch den Regen, entschlossen, mit dem Wagen durch die Wand zu fahren.
Die Scheibenwischer profilieren sich.
Ihr Blick folgt der Bewegung. 
Die Kraft tritt aus den Augen, willens, das Metrum zu stoppen.
Seine Hände zittern. Ihre Augen schmerzen.
Der Wagen hält. Sein Todesmut schwindet, ihr Schmerz lässt nach.

Da sitzen sie. Hinter ihnen eine verlassene Kirche und ein Strommast nach dem anderen. Vorne führen sie ins Nichts. Rechts der Wald, kein Weg zurück.
Links geht die Welt auf.

Mitten auf dem Feld steht er. Wartet. Sie muss nur ankommen. Loslaufen und ankommen. Also rennt sie. Aus dem Regen in die Sonne, den Wald im Rücken, bis zu dem Moment, wo er verschwindet.
„Wo bist du?“ schreit sie gegen Wind und Licht. Er tippt ihr auf die Schulter. Das Herz entkrampft sich, der Blick geht zu Boden. Ein Kuss in den Nacken und sie ist wieder da.
Ihr Blick reißt sich zusammen, richtet sich auf. Seine Hand unter ihrem Kinn tut den Rest. Sie sieht ihn an. Ein Blick der alles sagen will aber kein Wort kommen mag.

Weg ist er. Sie dreht sich und sieht nichts.
Eine Tänzerin im Schatten des Waldes auf matschigem Boden.
Kein Glanz, kein Halt. Die Drehungen haben alles zu Boden geworfen. Die Drehrichtung ändern hilft nicht mehr. „Beeil dich“, hört sie ihn rufen und rennt – den Hügel hinauf, in die Wasserwand. „Ich kann nicht mehr“, brüllt sie gegen die Wand und zerbricht. „Was ist denn“, fragt er und nimmt ihre Hand, will sich mit ihr teilen. Es kommt nichts an.
„Ich will nach hause!“
„Dann geh.“

24.11.2012

gedichtung // WEISE SICHT WEISE

© Nikola Helmreich





























WEISE SICHT WEISE
Erkennst du dich
In meinen Zeilen
Du bist es nicht
den sie beschreiben

12.11.2012

gedichtung // DOCH SIE STEHT

© Nikola Helmreich






























DOCH SIE STEHT
Der längste Tag des Jahres
Ist heute, war gestern
Und wird morgen sein.

27.10.2012

gedichtung // ERKENNTNIS

© Nikola Helmreich


























ERKENNTNIS
Die Helligkeit frisst 
ein Loch ins Fenster
und lässt mich doch 
nicht raus.
Vielleicht sollte man
ein Fenster in die 
Türen bauen?

26.09.2012

gedichtung // NUR EIN STEIN

© Nikola Helmreich



























NUR EIN STEIN
Dass du nur ein stein am kiesstrand bist
Die welle kommen wird
Und alles nimmt was an dir liegt
Weil du nur ein stein am kiesstrand bist

17.06.2012

gedichtung // FREMD WORT


 

















FREMD WORT
Weit weg von dem
Was war und wird
Steht frei das Wort
In Sinn und Sein

Nah dran an dem
Was ist und bleibt
Steht es nun schwer
In Zelle und Zeit 

Mittendrin stehst du
Mit der Bedeutung 
In deinen Händen
Falsch im Raum

08.06.2012

gedichtung // ICH WILL NICHT

© Lorenz Goldstein (nach einer Fotografie von Nikola Helmreich)















ICH WILL NICHT
Ich will nicht aufstehen,
weil der Traum mich in deine Arme gießt

Ich will nicht wach sein,
weil das Licht dein Gesicht zerschießt

Ich will nicht raus gehen,
weil der Lärm deine Stimme frisst

Ich will nicht sprechen,
weil die Stille deine Antwort ist

Ich will nicht hier sein,
weil die Welt deinen Atem nimmt

Ich will nicht,
doch ich habe zugestimmt.

08.05.2012

gedichtung // LASS MICH GEHEN

© Installation von S.W.


























LASS MICH GEHEN
Lass mich gehen
ins Dunkel
der Zukunft

Und wenn du kannst
sei das Licht
am Ende 

02.05.2012

gedichtung // EINMAL

© Nikola Helmreich

















EINMAL
Wir glaubten immer
keine Klischees
zu bedienen den Traum

Wir wussten immer
der Weg
gehört uns die Zukunft

Wir sahen immer
das Glück
in uns wachsen die Kräfte

Wir vergaßen nur
den Moment
zu lieben uns.